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Geschichte und Naturwundern auf der Spur

Bevor wir unseren Rundgang durch Spálené Poříčí beginnen, kurz etwas zum Namen der Stadt, der schon einiges über die Geschichte und das Schicksal dieses malerischen Städtchens im Vorland des Brdy-Berglandes (es liegt zwischen Prag und Pilsen) verrät. „Poříčí“ beschreibt die Lage „am Fluss“, dazu kam nach 1620 das Prädikat „spálené/ dt. verbrannt“, denn die Stadt war zum großen Teil von der kaiserlichen Armee des Generals Buquoy niedergebrannt worden. Ein ungewöhnlicher Name, in dem sich zwei gegensätzliche Elemente – Wasser und Feuer – vereinen. Spálené Poříčí trägt nicht nur den Titel „Historische Stadt des Jahres 2003“, es hat auch sonst allerhand zu bieten.

Trotz der zahlreichen Brand- und anderen Katastrophen, von denen die Stadt in vergangenen Zeiten heimgesucht wurde, ist der ursprüngliche Grundriss des Stadtzentrums erhalten geblieben und so vereinigt sich auf dem Marktplatz alles, was zu einer historisch gewachsenen Stadtgehört: die Kirche, das Renaissance-Schloss, das Rathaus im Stil der Secession, die Schule, das barocke Dekanatshaus, ein Hotel und die Apotheke. Alles geschmückt von Barockstatuen der landesüblichen Heiligen. Dafür hat sich das dem Schloss gegenüber liegende Areal der ehemaligen landwirtschaftlichen Genossenschaft grundlegend verändert. Die Stadt hatte das frühere Verwaltungsgebäude mit Heuscheune schon vor Jahren zu einem Hotel umgebaut, aus dem Pferdestall wurde der Veranstaltungssaal mit Restaurant und auch die Brauereikeller haben ihr früheres Aussehen wiedererlangt. Im Jahr 2010 sanierte man den riesigen Speicher und so entstanden die Jiří-Winter-Neprakta-Galerie und die Ausstellung „Wanderungen durch Brdy“ über Handwerk und Alltag in der Region. Dazu gehört auch ein echter Kohlenmeiler. Und wenn Sie tief einatmen, spüren Sie noch heute im Speicher den leichten Duft von Getreide und frisch getrocknetem Heu.

Das gegenüber gelegene Schloss vom Anfang des 17. Jh., das später einen neugotischen Turm erhielt, beherbergt den Konzertsaal mit einer historischen Kassettendecke und die Sammlung „Handwerk und Alltag auf dem Dorf zu Beginn des letzten Jahrhunderts“. Um das Gebäude erstreckt sich ein kleiner Geopark und man hört das Klappern eines Mühlrades. Hier beginnt der Lehrpfad Hvížďalka in das Brdy-Vorland, eine Landschaft mit zahlreichen Sagen und Legenden. Eine erzählt, dass unter dem Damm des Teiches Hvížďalka unter dem hohen Teichüberlauf ein Loch ist, so tief, dass der ganze Turm der Těnowitzer Kirche hineinpasst. Mit ein bisschen Glück können Sie hier nicht nur den Eisvogel entdecken, sondern auch den heute in Tschechien selten gewordenen Steinkrebs. Die nächste Station ist ein in den Felsen gehauener Gang, der bis unter die geheimnisumwitterte Burg „Šroubkův hrad“, die einst ein Rittersitz war, führen soll.

Spálené Poříčí hat seit vielen Jahren eine Rettungsstation für kranke und verletzte Wildtiere. Man kann sie nach vorheriger Anmeldung besuchen und selbst sehen, wie Wildtiere und Vögel aufgenommen und gesundgepflegt werden, bevor sie die Pfleger zurück in die freie Natur entlassen. Spenden von Besuchern werden freudig entgegengenommen, bspw. ein paar Katzenfutterkonserven für die Igel, Eierplätzchen oder getrocknetes Brot für die Schwäne oder Futtermischungen für Kleinvögel.

Ein Symbol der Stadt sind schon seit einer Reihe von Jahren die Störche, die hier auf dem Schornstein der ehemaligen Brauerei nisten. Auch findet man an vielen Stellen der Stadt Statuen und Reliefs mit Tierdarstellungen, z. B. am Trykar-Haus, Haus-Nr. 47 am Marktplatz, an dem neben einem Falken auch Rehe dargestellt sind. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das Jan-Hus-Denkmal mit einem stolzen böhmischen Löwen, der gerade den österreichischen Adler „niedergerungen“ hat. Solche romantischen Orte und Plätze mit Bezug zu der wechselvollen Geschichte Böhmens gibt es in der Stadt und ihrer Umgebung eine ganze Reihe.