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Ausflug von Březí

Unsere Wanderung von Březí beginnt in der schönen, romantischen Landschaft an der Olšovka-Farm. An diesem Ort zwischen Wiesen und Weideflächen, der eher an ein Paradies auf Erden erinnert, würde wohl niemand vermuten, dass hier einst der Scharfrichter seine Wohnstatt hatte. Wann und von wem das Dorf Březí gegründet wurde, ist nicht gesichert. Besiedelt wurde das Gebiet wahrscheinlich bereits vor dem 11. Jh., wie einige Funde von Siedlungsresten im Museum von Žinkovy belegen. In Březí gibt es heute drei Kapellen.

Die erste, die Kapelle für Toleranz und Verständigung, befindet sich auf der Olšovka-Farm und ist Privatbesitz. Die sog. untere Kapelle im barocken Baustil soll aus Dankbarkeit von einem Bauern errichtet worden sein. Er war in einer finsteren Nacht mit seinem Pferdefuhrwerk im Sumpf steckengeblieben und von den Pferdehufen schwer verletzt worden. Der Bauer versprach, als Dank für seine Rettung und Genesung eine Kapelle zu bauen, und so geschah es auch.

Durch den Ort führt der grün gekennzeichnete Wanderweg, dem auch wir folgen. Wir können die nördliche Richtung einschlagen, in die Gemeinde Letiny (3,5 km). Sie war in früheren Zeiten ein bekannter Badeort, der seine Blütezeit Ende des 19. Jh. und zu Beginn des 20. Jh. erlebte. Damals war der über die Landesgrenzen hinaus bekannte Balneologe MUDr. Vojtěch Mrázek Direktor der Kuranstalt. Im Jahr 1882 wurde das Haus Myslivna gebaut, 1900 die Villa Anna und 1901 das Hauptkurhaus, verbunden durch eine schöne Holzkolonnade. Bekannte Kurgäste waren u. a. der Komponist Joseph Haydn, die Schriftsteller Alois Jirásek und Karel Čapek und der beliebte Schauspieler Miroslav Horníček (1918-2003). Denkmäler im Ort sind die Prokop-Kirche, die bereits im 13. Jh. in Schriftquellen erwähnt wird, sowie der Berg Bzí, der im Jahr 1419 Versammlungsort der Hussiten unter der Führung von Jan Žižka war.

Gehen wir von Březí nach Süden, kommen wir in die schönste Kleinstadt Tschechiens, den „Marktflecken“ Žinkovy. Wir überqueren den Damm des malerischen Teichs Labuť, wandern durch den Schlosspark, wo u. a. eine Hängefichte wächst und im Juni der prächtige Tulpenbaum blüht. Hier sollen zu Beginn der Fünfzigerjahre einige Szenen des bis heute beliebten tschechoslowakischen Märchenfilms Die stolze Prinzessin gedreht worden sein. Wir nehmen den Weg nach Neurazy und werfen dort einen Blick auf den schönen hölzernen Glockenturm. Solchen Glockentürme fand man früher in fast jedem Dorf.

Oberhalb von Neurazy befindet sich die Wegkreuzung Kakov – rozcestí (8,5 km vom Marktplatz in Žinkovy) und nicht weit von hier, der roten Wegmarkierung nach in Richtung Plánice, treffen wir auf die Felsformation Velký kamen, wo eine Siedlung der Chamer Kultur aus der Jungsteinzeit entdeckt wurde. Die Aussicht auf die Umgebung ist von Baumkronen verdeckt, es sind hauptsächlich Buchen, der ursprüngliche Baumbestand dieser Gegend. Der Naturpark Kakov – Plánický hřeben ist der kleinste Naturpark im ehemaligen Verwaltungsbezirk Pilsen-Süd. Hier wachsen u. a. geschützte Populationen von Bärlauch und Märzenbecher, im Waldareal nistet der Schwarzstorch und auch der Luchs hat hier sein Revier.

Die roten Wegzeichen markieren den Křižík-Weg (Křižíkova cesta) von Nepomuk nach Plánice. Diesen Weg ging die Mutter des späteren genialen Ingenieurs und Erfinders zu Fuß, immer wenn sie ihrem in Prag studierenden Sohn ein paar Lebensmittel brachte. Auch wir nehmen den rot gekennzeichneten Wanderweg von Kakov in Richtung Nepomuk. Für uns sind es nicht ganz 11 Kilometer, die Mutter von F. Křižík musste einen ungefähr 12-mal längeren Weg zurücklegen. In Nepomuk erwarten uns das traditionelle Stadtmuseum, das St.-Johannes-Museum unter den Kirchtürmen, das Oldtimer-Museum in der alten Grünberger Post und das Geburtshaus des Malers Augustin Němejc, des Autors des Bühnenvorhangs im Pilsener Tyl-Theater, mit einer Ausstellung seiner besten Bilder.

autor fotografie Šárka Boušová

Von Nepomuk nehmen wir den Weg mit der blauen Markierung zurück nach Březí. Unterwegs können wir bei der Einöde Silov (Nový Silov) verweilen, von der es heißt, selbst wenn wir ganz Böhmen kreuz und quer durchstreifen würden, fänden wir keinen lieblicheren Platz als Silov. Die ganze, ungefähr 32 Kilometer lange Strecke, die wir zu Fuß oder mit dem Rad bewältigen können, bringt uns Natur und Geschichte dieser sehr alten Kulturlandschaft nahe.